Biodiversität ernährt den Planeten

Wenn Sie diesen Artikel lesen, fehlen weniger als zwei Monate zum Beginn der Expo 2015. Seit 1851 ist dieExpo2015-slowfood Weltausstellung der Schauplatz der ehrgeizigsten Ziele des Menschen, ein Augenblick, an dem man Innovation, technischen Fortschritt und Entdeckungen gemeinsam erlebt. Seit damals kommen alle fünf Jahre Bürgerinnen und Bürger aus der ganzen Welt zusammen – in diesem Jahr sind internationale Organisationen und 145 Länder beteiligt und es werden über 20 Millionen Besucher erwartet. Die Themen sind brandaktuell und von weltweitem Interesse. Gemäß Slow Food ist nichts aktueller als das Thema Ernährung, der Zugang zu gutem, sauberem und fairem Essen. Dies sollte jedem Menschen garantiert werden. „Den Planeten ernähren“ und zwar nachhaltig, indem einerseits die natürlichen Ressourcen und andererseits das gesellschaftliche und wirtschaftliche Wohl der Erzeuger geschützt wird. Gutes Essen, das mit Blick auf den Umweltschutz und ein gesichertes Einkommen der Erzeuger hergestellt wird, ist die beste Entscheidung für den Verbraucher.

Slow Food sieht in der Teilnahme an der Expo die Möglichkeit seine Erfahrung mit einer sehr hohen Anzahl von Menschen zu teilen. Die Erfahrung einer Bewegung, die sich seit Beginn mit den Themen Essen und Landwirtschaft beschäftigt und dabei einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt. Die Veranstaltung bietet eine Plattform für die Verbreitung unserer Botschaft. Eine Chance, die wir ergreifen wollten, trotz zahlreicher kritischer Aspekte, wie der Verkauf enormer Flächen für die Bebauung der Veranstaltungsfläche, die Versiegelung der Fläche und die Unsicherheit über die zukünftige Verwendung des Areals nach Ende der Expo.

Eine weitere Problematik sind die Protagonisten der Veranstaltung, denn auch die Agrar- und Lebensmittelindustrie, die Ernährung als commodity, als Ware, ansieht und ihr de facto ihre kulturelle und spirituelle Bedeutung abspricht, ist auf der Expo vertreten. Nahrung ernährt nicht nur den Planeten, sondern ist der Ursprung eines der größten Paradoxe unserer Zeit: Die derzeit produzierten Lebensmittel könnten 12 Milliarden ernähren, doch 850 Millionen Menschen sind unterernährt. Aus diesem Grund ist die Anwesenheit von Slow Food und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen notwendig. Außerdem auch um zu vermitteln, dass die Nahrung, die den Planeten ernähren sollte, eine andere sein sollte, nämlich eine mit Seele, Herz und Geschichte. Dazu sagte Carlo Petrini: „Die Expo 2015 darf nicht nur eine Verbrauchermesse sein, sondern eine Chance, Landwirte, Fischer, Hirten und handwerkliche Erzeuger an einen Tisch zu bringen, an dem sie über die politische Rolle der Ernährung diskutieren können. Die Protagonisten des Events müssen die Erzeuger unserer täglichen Nahrung sein“.

Slow Food hat auf der Expo eine 3500 Quadratmeter große Ausstellungsfläche am Ende der Straße, die die Messe von Westen nach Osten durchzieht, nahe einem der Haupteingänge und neben einem großen Mediterranen Hügel, auf dem Feigen-, Oliven- und Zitrusbäume wachsen. Die Planung und der Aufbau stammen von dem angesehenen Studio Herzog & de Meuron, das unsere Philosophie bestens umgesetzt und das Konzept der Nachhaltigkeit architektonisch vermittelt hat. Der Slow Food Ausstellungsbereich setzt sich aus drei modularen Holzstrukturen zusammen, die das Aussehen der typisch lombardischen Landhäuser nachahmen. Am Ende der Veranstaltung können sie einfach abgebaut und wiederverwendet werden.

Der Slow-Food-Bereich wird in drei Hauptbereiche unterteilt, die alle kostenlos zugänglich sind. Das erste der drei Gebäude bietet einen nach Etappen geordneten Ausstellungs- und Lehrpfad mit Fotos, Videos, interaktiven Spielen und Installationen über die Grundthemen der Vereinigung: Schutz der Biodiversität, nachhaltige Landwirtschaft, kleinbäuerliche und Familienbetriebe, das Recht auf gute, saubere und faire Nahrungsmittel, Kampf gegen Monokulturen, intensiv betriebene Landwirtschaft und Nahrungsmittelverschwendung. Von der Theorie geht es dann zur Praxis. Das zweite Gebäude erklärt dem Besucher, was Biodiversität ist, und bietet dazu Verkostungen und umfassende Darstellungen der Milch- und Käseherstellung. Milch und Käse für reale Bekanntschaft mit tierischer Biodiversität (verschiedene Tierrassen und -arten) und der verarbeiteten Produkte als Ergebnis generationsübergreifender Käsereikunst. Hier können die Besucher ein Verkostungspacket erwerben, das sich jede Woche ändert (4 verschiedene italienische und europäische Käsesorten) und ein Glas Wein dazu trinken (die Vinothek wird von der Banca del Vino in Pollenzo geleitet). Im dritten Gebäude gibt es einen Bereich für Workshops, Konferenzen, Ausstellungen, Begegnungen mit Erzeugern und vieles mehr. Ein Informationsbereich, in dem man die Vereinigung Slow Food besser kennenlernen und die verschiedenen Publikationen ansehen und an einem Spiel über die Qualität von Milch teilnehmen kann. Im zentralen Bereich werden verschiedene Gärten angelegt, in denen eines der zentralen Projekte der Slow Food Strategie dargelegt werden soll. Die Gemeinschafts- und Schulgärten von Slow Food sind das zentrale Thema für die Zukunft von nachhaltiger Nahrung, den Schutz lokaler Saatgutsorten, die Förderung lokaler, frischer, saisonaler Nahrungsmittel, die Notwendigkeit der Annährung von Stadt und Land, die Freude einer wiedergewonnenen Verbindung mit dem Boden, den Wissensaustausch zwischen den Generationen …

Mit diesem Newsletter und einer entsprechenden Website halten wir Sie über die Expo auf dem Laufenden. Besuchen Sie unser Ausstellungsareal und kosten Sie ein Stück biologische Vielfalt.

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